Wie ihr vielleicht bemerkt habt, hat sich Ende Juni die Toilettensituation in den Erdgeschossen der EH Darmstadt etwas verändert. Vielleicht standen einige von euch vor den Toiletten und dachten sich: “Auf welche Toilette darf ich jetzt eigentlich gehen? “
Es gibt Menschen, die sich diese Frage tagtäglich stellen müssen. Denn die Einteilung in Männer- und Frauentoiletten spricht denjenigen die Geschlechtsidentität ab, die sich innerhalb der beiden Konstruktionen – Frau und Mann – nicht wiederfinden. Personen, denen fremdbestimmt eine falsche Geschlechtsidentität aufgrund von Körpernormen zugeschrieben wird, haben mit ständiger Diskriminierung und Gewalt bei einem Toilettengang zu rechnen. Sie sind ständig der Beschuldigung ausgesetzt, die vermeintlich “falsche Toilette” zu benutzen. Deshalb legte das Queer- und Feminismus* Referat bereits im November 2018 einen ausgearbeiteten Antrag im Senat vor, mit dem Ziel die Toilettensituation zu verändern. Dieser wurde mit einer klaren Mehrheit angenommen und sieben Monate später endlich in die Tat umgesetzt. Wir haben jetzt geschlechtsneutrale Toiletten.
Warum dies ein wichtiger Schritt war, um Diskriminierung in der Hochschule abzubauen, möchten wir gerne erklären.
- Die bisherige Toilettensituation stellte, wie oben bereits erläutert, strukturelle Diskriminierung im Alltag von Trans* und Inter* dar. Das kann sogar dazu führen, dass Menschen den Tag über möglichst wenig trinken/essen, um eine solche Situation zu vermeiden. Dabei können Konzentrationsschwächen und sonstige körperliche Schäden entstehen.
- Durch die Toilettensituation besteht aber auch eine Tabuisierung der Thematiken Inter* und Trans*, durch die schätzungsweise 3% der Bevölkerung (wenn nicht mehr) aus dem alltäglichen Gesellschaftsgedächtnis gelöscht werden. Wir wollen diese Menschen sichtbar machen.
- Es kommt hinzu, dass bei einer Einteilung in Männer-, Frauen-, und die sogenannte Behindertentoilette auch von einer Geschlechtslosigkeit derjenigen ausgegangen wird, die die barrierearme Toilette nutzen.
- Außerdem entspricht die Geschlechterverteilung an unserer Hochschule eindeutig nicht der Toilettenverteilung, was zu regelmäßig überfüllten Frauentoiletten führt. Indem mehr Toiletten für alle offen sind, kann auch dieses Problem angegangen werden.
Diskriminierung nur auf Toiletten?
Nein! Uns ist klar, dass Diskriminierung bei weitem nicht nur auf Toiletten stattfindet. Aber sie sind ein relevanter Ort im Alltag von uns allen. Deshalb ist die Veränderung der Toilettensituation ein wichtiger und vor allem einfacher Schritt, um einen Hochschulalltag zu schaffen, in dem alle mitgedacht werden und sich respektiert fühlen. Aus all diesen Gründen haben wir nun an der EH Darmstadt im Erdgeschoss geschlechtsneutrale Toiletten.
Weshalb eigentlich eine Frauen*Trans*Inter* Toilette?
Zusätzlich gibt es auch noch eine Frauen*Trans*Inter* Toilette (die ehemalige Männertoilette im V-Gebäude). Diese sorgte in den vergangenen Tagen wohl für besondere Irritation, da sie Cis-Männer ausschließt. Sie ist ein Angebot für Personen, die mit oder ohne Hilfsmittel ein Pissoir benutzen möchten und das ggf. in einem geschützten Raum tun wollen, deshalb der Ausschluss von Cis-Männern.
Kurze Erklärung:
Cis bedeutet, dass das bei der Geburt zugeordnete Geschlecht – im Gegensatz zu
Trans* – mit dem selbstbestimmten und damit dem bedeutenden Geschlecht
übereinstimmt. Inter*geschlechtliche Menschen haben von Geburt an körperliche
und/oder genetische Merkmale, die von der Medizin als geschlechtlich
uneindeutig bezeichnet werden. (Diese Erklärung ist sehr verkürzt. Aber zum
Glück gibt es ja das Internet und auch ganz viele Bücher zu dem Thema. Also auf
geht es: Informiert euch!)
Euer Queer-und Feminismus AStA Referat der EH Darmstadt: Deine Stelle für geschlechtliche und sexuelle Selbstbestimmung an der Hochschule!
PS: Wer sich auf den geschlechtsneutralen Toiletten unwohl fühlt, hat die Möglichkeit in allen anderen Stockwerken, die bisherigen sogenannten Frauen- und Männertoiletten, zu benutzen.