Positionierung StumiKi Referat

Liebe Mitstudierende,

leider wurden wir gestern auf einen Tweet einer studierenden Mutter der Goethe-Universität in Frankfurt aufmerksam, der uns wieder einmal bestätigte, dass an unseren Universitäten und Hochschulen noch einiges zu tun ist, um eine realistische Studierfähigkeit und Chancengleichheit aller Personengruppen zu gewährleisten. 

Deutlich wird hier wieder einmal, dass laut vieler Prüfungsordnungen in theoretischer Hinsicht zwar unter bestimmten familiären Voraussetzungen ein Nachteilsausgleich gewährt werden kann, die praktische Umsetzung dem jedoch bei weitem nicht gerecht wird und der Willkür bestimmter Personen unterliegt. Unserer Ansicht nach ist es jedoch zwingend als belastende familiäre Situation anzusehen, wenn sich die Schließzeit einer Kindestagesstätte mit dem Zeitraum zur Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit mitsamt ihrer Anforderungen überschneidet! 

Doch abgesehen von strukturellen Hürden wie diesen, mit denen studierende Eltern täglich konfrontiert werden, besteht gleichzeitig ein hoher Rechtfertigungsdruck, was auch in dem vorliegenden Tweet deutlich wird. Dieser bezieht sich häufig auf die grundsätzliche Entscheidung, im Studium ein Kind zu bekommen, Studium und Elternschaft unter einen Hut bringen zu wollen oder auch die individuelle Betreuungssituation. Doch die Tatsache, dass studierende Eltern besondere Bedürfnisse haben, räumt noch lange nicht das Recht ein, deren persönliche Grenzen zu überschreiten, wie es seitens des Prüfungsamtes der Goethe-Universität geschehen ist! Niemand sollte sich dafür rechtfertigen müssen geschweige denn verurteilt werden, Kinder zu haben oder zu bekommen!

Studierende Eltern übernehmen in zweierlei Hinsicht eine zentrale Verantwortung in unserer Gesellschaft. Doch statt hierfür Respekt zu erhalten, werden sie mit Strukturen und Stigmatisierungen konfrontiert, die nicht tragbar sind und sie in ihrer Selbstbestimmung erheblich einschränken. Dabei ist die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung, wozu insbesondere die Care-Arbeit zählt, elementar für das Voranschreiten unserer Gemeinschaft. Und gerade weil es sich um ein Thema mit gesellschaftlicher Relevanz handelt, ist es absolut ungerechtfertigt, weitere Hürden aufzustellen.

Wir möchten euch deshalb auffordern, Missstände dieser Art nicht tatenlos hinzunehmen, sondern euch zu vernetzen, über Schwierigkeiten wie diese auszutauschen und auch uns davon zu berichten! Je mehr Aufmerksamkeit das Thema erhält, desto größer ist auch die Chance, Verantwortliche zu sensibilisieren und langfristige Lösungen zu etablieren.

Zum betreffenden Tweet geht’s hier: https://twitter.com/vonhorst/status/1153611355632615424?s=19